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Pressespiegel
Hanse Art
Süddeutsche Zeitung
Hamburger Abendblatt
Berliner Tagesspiegel
Konrad
Bild
Computerwoche (34, August 2001, S. 40)
"Produkte
können gar nicht absurd genug sein"
Bei Ortsbezogenen Diensten ist
die Kreativität der Anbieter gefordert.
Schon seit einigen Jahren
arbeitet der Hamburger Medienkünstler an einem System, das seinen Benutzer in
einer Stadt auf Schritt und Tritt verfolgt. In einem Interview erläutert er,
unter welchen Voraussetzungen ortsbezogene Mobilfunkdienste. erfolgreich sein
können.
Schemats interaktiver Roman
"Infektion", der zu Teilen in Berlin und Hamburg spielt, arbeitet mit
subtilen psychologischen Tricks, um die Aufmerksamkeit des Zuhörers zu fesseln.
Tricks, die auch der Welt des M-Commerce zum Einsatz kommen müssen. Ein
GPS-Empfänger holt sich Positionsdaten und übergibt sie an ein Notebook. Dieses
Notebook setzt die empfangenen Positionsdaten um, und liest dem Benutzer
Fragmente eines Romans vor. Durch seine Bewegung im Stadtraum steuert der
Benutzer die Geschichte.
CW: Herr Schemat, was macht den
Erfolg eines ortsbezogenen Dienstes aus?
Schemat: Die Grundprinzipen dafür
hat bereits der Medientheoretiker Marshall McLuhan beschrieben.: Ein neues
Medium ist gekennzeichnet durch die Erweiterung der Sinne. Die ortsbezogenen
Dienste stellen für den Menschen eine solche Erweiterung dar, wobei diese von
der Güte der Interaktivität abhängt, die ihm ein System bietet. Und diese
Interaktivität wiederum wird bestimmt vom Profil des Benutzers, durch die
Umgebung und verknüpft mit der Suggestion. Ein erfolgreiches Medium muss
Gedanken lesen können.
CW: Was bedeutet das in der
Praxis?
Schemat: Ein ortsbezogener Dienst
muss die Gewohnheiten seines Benutzers kennen. Er muss herausfinden, wann er wo
essen geht, welchen Friseur er aufsucht, wo er seine Bücher kauft. Das
komplette Profil. Dann muss die Software erkennen, wenn der Benutzer von seinen
Gewohnheiten abweicht, wann die Möglichkeit besteht, dem Benutzer ein Angebot
zu machen, das er nicht ablehnen kann. Orts- und bedürfnisbezogene Werbung muß
auch wissen, wann es aussichtslos ist, für einen Dienst zu werben. Auf der
Schwelle meines Lieblings-Italieners habe ich mich entschieden und möchte nicht
mit dem Sparmenü einer Fastfoodkette genervt werden. Bin ich jedoch in einer
fremden Stadt, sauge ich jeden Hinweis dankbar auf, werde verführbarer.
Nun gilt es einen
Motivationsimpuls zu setzen, damit der Benutzer den Shop ansteuert. Das erfolgt
per Suggestion. (...) Vielleicht wird die Werbebrache dazu übergehen, das
Kaufen des beworbenen Produktes in eine Handlung einzubetten, als natürlichen
teil einer Geschichte. as den Käufer wird der Protagonist, aus dem Kauf ein
Abenteuer. Ob wir dann von den Flammen der Werbehölle verschluckt werden oder
lernen, damit umzugehen wie mit dem schnellen Schnitt von Musikvideos, das ist
doch eine interessante Frage.
CW: Direkte, offensive Angebote
sind also zum Scheitern verurteilt?
Schemat: Der Benutzer hat das
dringende Bedürfnis, seine Wahlfreiheit zu behalten. Offensive Beeinträchtigungen
dieser Wahlfreiheit lässt er nicht zu und beantwortet sie mit Zurückweisung. In
einem Experiment wurde der Rabatt für eine Brotsorte ins Absurde gesteigert,
bis das Brot nach Einlösung der Rabattmarke in der Verpackung letztlich umsonst
war. Man würde vielleicht denken, das Brot fand reißenden Absatz. Aber das
Gegenteil war der Fall, keiner wollte es haben, weil es die eigene Wahlfreiheit
bedrohte.
CW: Wird sich M-Commerce also mit
geschicktem Marketing durchsetzen lassen, auch wenn er wenig Nutzen bringt?
Schemat: Kurzfristig auf jeden
Fall. Die Hysterie wird den Mobile-Hype antreiben. Der Glanz neuer technischer
Produkte wird den mangenden Nutzen kompensieren. Manchmal können diese Produkte
gar nicht absurd genug sein. Wenn man sich in ein neues Medium einklinkt, hat
das immer auch mit einer Vision der Zukunft zu tun. Wer heute einen Ipaq mit
GPS-Sytem kauft, holt sich kein
Produkt, sondern eine Vision.
CW: Welche Ideen halten Sie bei
den Location Based Services für erfolgversprechend?
Schemat: Die Anbieter von
Trivialdiensten stellen sich das Ganze viel zu einfahc vor. Restaurantführer,
Taxidienste oder Touristen-Guides werden den Markt überschwemmen und so stark
miteinander konkurrieren, dass der Benutzer sie kaum differenzieren kann. Da
werden nur die großen Marken überleben, wie etwa der Stadtpandienst von Falk.
Viel versprechend scheinen
spielerische Ideen wie z.B. Schnitzeljagden oder interaktive Romane. Auch
Kontaktdienste sind spannend. Die Evolution der Peer-to-Peer-Technologien steht
mit den Erfolgen von SMS und Napster erst am Anfang. Doch das Ganze muss sich
rechnen, sonst sabotiert die Industrie die Technologien, denn die Vorstellung,
zwischen Menschen einen Gebührenzähler zu installieren, scheint zu verlockend. Schließlich
ist nichts so wertvoll wie menschliche Beziehungen. Mit ortsbezogenen Diensten
haben die Benutzer eine noch bessere Möglichkeit, einander näher zu kommen, als
mit der blanken SMS. SO kann mein Freund zum Beispiel eine Nachricht, virtuell
an einen Ort „kleben“., und die wird mir vorgespielt, sobald ich am gleichen
Ort bin. Das gibt dann so eine Art virtuelle Duftmarke.
CW: Die Fortsetzung von
Messenger-Systemen ohne PC?
Schemat: Ganz genau.
CW: Werden die Benutzer nicht
Angst bekommen, wenn ihnen plötzlich ein Bekannter von hinten auf die Schulter
klopft?
Schemat: An derartige
Überraschungen wird man sich gewöhnen.
CW: Wie werden solche Systeme
gesteuert?
Schemat: Eigentlich nur durch die
Bewegung des Benutzers. Idealerweise erfolgt die Ausgabe per Sprache. Damit
integriert sich der ortsbezogene Dienst optimal in die Umwelt. Er verschmilzt
mit ihr. Tut er das nicht, dann kommt es zum Information Overflow, und der
Benutzer widmet seine Aufmerksamkeit ganz der Umwelt oder, noch schlimmer ganz
dem Handy.
CW: Welche Rolle spielt dabei die
grafische Darstellung?
Schemat: Zunächst einmal gar
keine. Die optische Verschmelzung mit der Umgebung ist viel aufwändiger, ich
muss viel mehr über den Benutzer wisse. Außerdem kann es Probleme geben, etwas
mit dem Straßenverkehr. Akustische System integrieren sich nahtloser. SSO etwas
wie Simulator-Schwindel gibt es da nicht. Wer ein am Kopf befestigtes Display
benutzt, muss ständig eine Schachtel Aspirin dabei haben.
CW: Es geht also darum, die
Realität mit ortsbezogenen Diensten ein klein bisschen zu verändern?
Schemat: Es geht um eine Art
Kolonialisierung. Der Benutzer wird zum Herrscher der Welt. Mit den
zusätzlichen Informationen der ortsbezogenen Dienste kann man ihn noch
mächtiger machen, weil er Dinge erfährt, die er gar nicht direkt sieht. Und
dabei muss er dem Dienst nicht nachlaufen, sondern kann ganz seinen Instinkten
folgen.
CW: Was könnten das für
Informationen sein?
Schemat: Das könnten natürlich
Stadtinformationen sein, etwa für Touristen, aber auch für die Einheimischen
selbst. Interessant sind auch ortsbezogene Nachrichten. Hier ist die aktuelle
Position ein zusätzliches Selektionskritierium. Firmeninfos werden ein Pendant
zur Homepage im Web sein.
CW: Die Dienste müssen also an
das jeweilige Umfeld angepasst werden.
Schemat: Auf jeden Fall. Es macht
keinen Sinn, mit dem New Yorker Tempo durch Lüneburg gehetzt zu werden. Das
passt nicht. Es bedarf einer Translokation, einer Art von ortsbezogener
Inszenierung. Vor allem interaktive Romane können ja nicht einfach nur in einer
Stadt spielen.
CW: Warum ausgerechnet ein
interaktiver Roman?
Schemat: Wir wollen der ordinären
Realität ein Schnippchen schlagen. Hyperliteratur hat nicht funktioniert, weil
das Anklicken von Hyperlinks nicht funktioniert. Es ist frustrierend und
unterbricht den Lesefluss: Statt in die Handlung einzutauchen, bringt der
Hyperlink den Leser immer wieder an die Oberfläche zurück. Aus Tauchen ist
Surfen geworden. Bei Bewegungssystemen kommen wir dem Idealzustand näher. Hier
kann sich der Benutzer treiben lassen.
Hanse
Art (Vol. 2, 2000, S. 25)
Zu den faszinierendsten
Hamburger New Media-Schmieden gehört zweifellos die am Rödingsmarkt
angesiedelte Firma Media-G von Stefan Schemat. (...) Für Berlin tüftelt man an
einer interaktiven "Berlin Alexanderplatz"-Version frei nach Döblins
Roman, für Hamburg haben Schemat und Pörksen zusammen mit der Crossover-Gruppe
"Digital Soma" auch schon Hafen-Touren, Störtebeker-Trips usw.
ausgearbeitet.
Süddeutsche
Zeitung vom 25.4. 2000
Satellit steuert Tourist
Mit Handy-Informationsdienst und Global Positioning System unterwegs in fremden
Städten
...Für die Hamburger
New-Media-Tüfler Stefan Schemat und Kim Pörksen ist das technische WAP-Knowhow
und das Potenzial anderer mobilder Datenübermittlungen noch längst nicht
ausgereizt. Ihr Cicerone kann als interaktiver Städteführer dienen. Doch die
ambitionierten Bastler der Firma "Media G Point" haben interaktive
Hyperlinks im Visier, die mit dem satellitengesteuerten Ortunggsystem Global
Positioning System (GPS) kombiniert werden und vom User allein durch dessen
Richtungswechsel beeinflusst werden. So erklärt der Cicerone-Prototyp etwa dem
Berlin-Besucher, der auf den Spuren von Alfred Döblins "Berlin
Alexanderplatz" um den Alex spaziert je nach dessen Standort, welche
Romanszenen sich dort ereigneten. Der Benutzer dieses Systems steuert den
Informationsfluss allein durch den Richtungswechsel: Das System registriert den
neuen Standort und liefert neue Informationen "Für mich stellt jede
Straßenkreuzung einen Hyperlink dar. Wenn ich mich für einen Richtungswechsel
entscheide, steuere ich auch den Inflormationsfluss", meint Schemat, der
auch Musikstücke in sein Konzept einbezieht. "In Brandenburg würde man
dann natürlich ein Brandenburgisches Konzeprt hören", schwärmt
Cicerone-Erfinder Schemat. Da er bis vor kurzem noch mit einer Weste
experimentierte, der man eine GPS-Antenne nur mühsam implantieren konnte, und
da es immer noch Problemen mit empfindlichen Notebooks gibt, nähern sich die
beiden Tüftler allerding nur langsam serienreifen Informations-System ...
Hamburger
Abendblatt vom 30.12.99
Knopf im Ohr
Media G: Mobil mit Musik und Infos
Stefan Schemat hat eine
musikalische Vision. "Ich habe mich immer gefragt, ob es nicht möglich
ist, die Welt zum Klingen zu bringen" sagt der Gründer von Media G., einem
deutsch-japanischem Medienlabor. Geht es nach ihm, dann wird bald aus einem
Spaziergang im Park ein Klangerlebnis. Der Wanderer schnallt sich eine Weste
um, in der sich ein Computer verbirgt, steckt sich einen Knopf ins Ohr. Die
Beschallung übernimmt ein Zentralcomputer, der dabei Position, Richtung,
Geschwindigkeit des Spaziergängers berücksichtigt. So läßt sich etwa ein Park
musikalisch entdecken. Schemats Plan: Touristen können ganz allein auf
Stadterkundungstour gehen mit einem allwissenden Reiseführer im Ohr...
Der Tagesspiegel (Berlin) vom 1.3.1999
Berlin
Alexanderplatz 5.0 (von Bodo Mrozek)
Rosenthaler Platz,
Treffpunkt Germania-Apotheke. Es riecht nach Frühling und Döner Kebab, vorm
Café "Gorki-Park" stehen die ersten Stühle im Sonnenschein. Der junge
Mann trägt Kopfhörer und eine Weste, aus der allerlei Kabel heraushängen. Er
wanderte die Rosenthaler Straße am Warenhaus Tietz vorbei, nach rechts bog er
ein in die schmale Sophienstraße. So steht es in Döblins Roman "Berlin
Alexanderplatz". Und tatsächlich: Plötzlich ist Franz Biberkopfs Stimme im
Ohr, wird leiser, scheint sich zu entferne. Die Hoftüre öffnete sich, einer
schlurfte an ihm vorbei, stellte sich hinter ihn. Er ächzte jetzt ... Im
Kopfhörer ächzt es vernehmlich. Der Verkabelte nimmt die Verfolgung auf, ein
blinkender Pfeil auf dem Display seines Minicompjuters weist die Richtung.
Franzeken Biberkopf, der Haftenlassene, geistert durch das Berlin der 90er
Jahre, ziellos wie damals, auf der Suche nach ein wenig Nahrung und ein wenig
Arbeit. Biberkopf ist heute Hauptdarsteller einer Computeranimation, der
satellitengestützten Hör-Installation "Berlin Alexanderplatz 5.0".
Und der Wanderer mit den Kopfhörern: ein "Cybernaut"? Oder gar der
Leser von morgen?...
Konr@d Jan/Feb 1999
Plaudertasche
Cicerone verwandelt die Stadt in ein interaktives Hörspiel (von Hilmar
Schmundt)
...Das Besondere an
Schemats Reiseführer ist unter anderem, daß die Stimmen nicht immer aus
derselben Richtung kommen, sondern - je nachdem, wo es etwas zu sehen gibt - um
den Benutzer herumwandern auf 15 Winkelgrad genau...Jetzt brechen wir aus dem
Cyberspace aus und bringen das Netz auf die Straße...
Bildzeitung Hamburg
vom 17.6.1998
Schon getestet
Stadtführer kommt per Satellit (von Lien Kaspari)
Eine Irre Idee: Ich mache
eine Stadtbesichtigung von Hamburg und kann selbst bestimmen, bei welcher
Sehenswürdigkeit mein Guide etwas erzählen soll. Der elektronische Stadtführer
- noch ist er in der Testphase, aber BILD hat die Hamburger Weltneuheit schon
mal getestet.
Ich stehe am Rathausmarkt, trage Kopfhörer. Über meiner Schulter hängt eine
Ledertasche, darin ein winziger Computer. Eine Frauenstimme erzählt mir alles übers
Rathaus, weiß sogar, was hier im Mittelalter passiert ist. Ich will noch mehr
über Hamburg erfahren, gehe weiter - Richtung Hafen. Die Erzählerin verstummt,
erzählt erst wieder, als ich an den Landungsbrücken stehenbleibe. "Der
Computer ist mit dem Satellitenotrungsgerät GPS verbunden. Es kann feststellen,
an welcher Sehenswürdigkeit Sie gerade stehenbleiben, und dann redet der
Stadtführer. Wenn Sie weiterlaufen, leitet das Gerät diese Informationen an den
Computer weiter - die Stimme schweigt", erklärt Stefan Schemat ...
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